Meine letzten Rennen

Letztes Rundstrecken-Rennen 1978

Wir kamen Ende September zum vorletzten Rennen der Deutschen Rundstrecken-Meisterschaft wiederum an den Hockenheim Ring – Großer Kurs. Ich freute mich schon riesig drauf wieder richtig „aufzugeigen“, denn ich hatte auch ein sehr gutes Gefühl schon am Samstag zum ersten Training. Ging voll Optimismus rein und begann mit großer Zuversicht den Trainingslauf. Ich sagte noch zu meinen Leuten: „Heut ist ein geiler Tag! Ich glaub das Rennen gewinn ich! Der große Kurs taugt mir. Mit Vollgas Ostkurve usw. Da fahr ich eine bomben Zeit – ganz sicher! Also unter die ersten Drei immer! Doch die Realität zeigte kein Verständnis für meinen Optimismus. Ich nahm also das Training auf und fuhr aus der Boxengasse auf die Rennstrecke. Jeder fuhr die erste Runde natürlich piano, um Motor, Bremsen, Reifen u.s.w. zu erwärmen. Ab der zweiten Runde ging es dann voll zur Sache. Wobei ich sehr entsetzt feststellen musste, dass die Jungs mir auf der Geraden einfach wegfahren. Die erste Reaktion von mir war: „Da stimmt was mit der Technik nicht!“ Zugleich fehlten auch auf der langen Geraden, vierter Gang Vollgas, bei der Höchstgeschwindigkeit ca. 200 Umdrehungen und der Motor hörte sich „leicht verdächtig“ an! …ein riesiger Schock in dem Moment …. Auwe – jetzt ist wahrscheinlich Feierabend …. da fehlt was Gröberes und steuerte langsam die Box an. Rudi kam hektisch ans Fenster und ich schrie ihm zu: „horch in den Motor rein – des fühlt sich gor ned guat o … des „klinglt“ scho ganz leise … Rudi hört aber nix! … dann gab ich noch mal kurz Gas und Rudi kreuzt seine Hände über den Kopf … was bedeutet > MOTOR AUS….. Enttäuscht, aber auch mit einer Menge Wut, stieg ich aus und wir schoben das Auto in die Box rein. Dabei kam ein mir fremder Mann auf uns zu und fragte: „Was ist los?“ Rudi antwortete: „Es klingt nach Lagerschaden. ENDE!“ Er sagte dann: „Das kommt schon mal vor. Schade!“ Dann hat er sich umgedreht und ist gegangen. Ich fragte „Wer war das? Kennst du den?“ Da sagt Rudi: „das war der Neerpasch, der Rennleiter von BMW … so eine schlechte Vorstellung von uns ;-)!!! Eigentlich schad.“

Nachdem wir zwei Rennen zuvor, beim Flugplatzrennen in Mainz/Finthen, schon einen Motorschaden hatten, den ich aber natürlich auf meine Kappe nehmen muss … Bei diesem Rennen kämpfte ich mich auf dem Weg nach vorne an den führenden „alten Fuchs“ und Top Piloten Reinhold Köster ran…. „der hat es aber auch brutal lange stehen lassen“ … deshalb habe ich auf der letzten „Rille“ gebremst und mich dabei verbremst … ich musste dabei die „Lenkung aufmachen“ um nicht geradeaus mit einem zur Streckenbegrenzung aufgestellten Reifenstapel zu kollidieren. Dabei suchte ich den Weg durch die Wiese … auf dem Rückweg zur Rennstrecke übersah ich durch das hohe Gras die im Boden verankerte Landebahn-Beleuchtung, dadurch beschädigte ich die Ölwanne. Ich war nur kurz auf der Rennstrecke als sich der Motor komplett verabschiedete. Auf Grund dessen hat Rudi einen neuen Motor aufgebaut und noch Veränderungen an der Ölwanne vorgenommen, um eine bessere Ölkühlung zu gewährleisten. Anscheinend hat diese Konstruktion nicht so 100%ig gepasst, da dieser Motorschaden in Hockenheim, nicht mein Verschulden war. Also, ich hab 100%ig keinen Fehler gemacht, den Motor nicht überdreht u.s.w. Aber in den Augen meiner Leute sah ich trotzdem große Fragezeichen … „ze fix des kennts ma scho glam“ … nachdem ich geflucht hab sagte ich, das letzte Rennen in Zolder fahr ich gar nicht mehr! Das ist mir zu weit weg von München. Denn in der Meisterschafts-Wertung bin ich eh ferner liefen.

Rudi, da fahr ich lieber mit meinem Butz’l Helga in Urlaub … und hau den Aufwand für Zolder gar nicht mehr rein … Rudi sagte: „Ich wollt es dir eigentlich erst in Zolder sagen, ich kann nächstes Jahr nichts mehr machen, da ich auf die Techniker Schule in Köln gehe und dann keine Zeit mehr hab für die Rennen. Uff … das war echt ein Hammer – denn ohne den Rudi Mayer ging bei uns nix … und das war mir sofort klar … er war sehr schwer ersetzbar! … dies zeigte sich 1979 …

Charly, wenn du jetzt nicht mehr fährst, soll der Walch Rudi (guter Freund und ein sehr guter Rennfahrer) unser Rennauto in Zolder fahren … Ok, das mach ma!

Wir flogen dann nach Zypern, haben uns ruhige Tage gemacht und entspannt von der ganzen hektischen Saison, die aber „a ewige Gaudi“(riesen Spaß) gemacht hatte.

Als wir aus dem Urlaub zurück kamen erfuhr ich das Ergebnis aus Zolder. Rudi Walch fuhr ebenfalls vorne mit, bis er „den selben Motorschaden“ hatte – wie ich in Hockenheim (Lagerschaden). – Exitus!

Mehr könnt ihr auf meiner CD erfahren

Als ich Ende ’78 mit meinem Privatsponsor Helmut durch die Greger Racing Show in München ging, kamen wir an einem Werbestand der Firma Bickel Tuning vorbei, als mich der Chef Herr Körber ansprach. Er sei an mir als Fahrer für sein Rennteam interessiert. Ich muss dazu sagen, dass Bickel Tuning von VW werkseitig unterstützt wurde. Ergo – das beste Material aller Audi 50 in unserer Rennklasse bis 1150 ccm hatte. Unser Audi 50 hatte weder eine Differenzialsperre noch die guten MH-Rennslicks u.s.w.(aus Kostengründen) wie Bickel Tuning. Was uns aber nicht davon abhielt in den meisten Rennen der zweitschnellste Audi 50 hinter dem Schweizer Staatsmeister Theo Wirtz mit dem Bickel Audi 50 im Feld zu sein!!! Er sagte mir: Jando, ich hab nach dem ersten Rennen in Hockenheim als erstes immer euer Auto gestoppt und unsere Rundenzeit mit eurer verglichen. Du bist ein sehr schneller Mann, du brauchst nur das richtige Auto … und das kann ich dir anbieten. Helmut lachte und sagte: das hab ich dir doch immer schon gesagt … Ich musste breit grinsen. Diese Anerkennung tat mir gut. Ich fragte Körber: wie soll das aussehen? Körber erwiderte: du bezahlst 20.000 D-Mark und dann bekommst du mein Cockpit. Oh, das ist aber viel Geld! sagte ich. Körber: Ich muss durch die hohen Kosten, die mir entstehen, diesen Anteil von dir haben. Wir wurden uns finanziell nicht einig und ich sagte ab. War sehr schade, aus heutiger Sicht und meiner Erfahrung > eine glatte Fehlentscheidung!!!! …

Dazu möchte ich bemerken:
Insgesamt startete ich 1978 bei dem „Trainingslauf „Jim Clark Gedächtnislauf vorweg und bei 6 Rennen zur Deutschen Rundstrecken Meisterschaft:
Kleiner Kurs Hockenheim > auf Platz 3 liegend nach „Feindkontakt“ in der Sachskurve…musste mit allen Rädern in den Sand…auf Platz 2……4.Kurve sehr eng….Eingang Gegengerade….mit verschmutzten Reifen aus der Sachskurve….total untersteuernd geradeaus in den Sand gerutscht…… festgefahren…wieder „rausgeackert“ von Platz 14 vor …. und auf Platz 4 liegend, den3. und 2. mit „Vollkontakt“ über die Ziellinie geschoben. Bei diesem 1.Wertungslauf fuhr ich bei meiner Aufholjagd die Schnellste Rundenzeit in unserer Klasse. Es folgten noch Saarlois, Zolder und Mainz/Finthen mit je der schnellsten Rennrunde. Diese Zeiten bei einem „Neueinsteiger“ bemerkte ein Team Bickel Tuning alias Körber nicht nur alleine…;)

Helmut und ich besprachen, dass ich mir durch die Firma Hohenester Sport für dasselbe Geld ein eigenes Auto aufbauen lasse.

Erstes und letztes Bergrennen 1979

Für 1979 war wiederum die Deutsche Rundstrecken-Meisterschaft geplant. Wir fuhren auf dem von Alfons Hohenester aufgebauten Audi GTE 1600 ccm „ohne Mechaniker“ Rudi. Dieses Malheur zeichnete sich schon beim ersten Lauf in Hockenheim ab. Grundgedanke war, da Alfons Hohenester ebenfalls in dieser Klasse startete, bei technischen Problemen könnten wir auf Alfons zurückgreifen. Beim Trainingslauf am Samstag vor dem Rennen war natürlich richtig Hektik, da ich mich um alles selbst kümmern musste … und damit meine ich ALLES! Ich fuhr also als vermeintlich Letzter zum Trainingslauf auf die Rennstrecke. Wir hatten uns zuvor nagelneue Michelin – Slicks montieren lassen. Und gleich in der ersten Kurve hat es mich schon gedreht. Durch diese Hektik zuvor vergaß ich die neuen Reifen anzufahren bzw. zu erwärmen. An mir fuhr überraschenderweise doch noch ein Auto vorbei, es war der Alfons. Er ging vom Gas und deutete nach hinten, dass ich mich „dranhängen“ sollte. Ich dachte mir „Super, der gibt mir einen guten Windschatten für eine schnelle Rundenzeit.“ Als wir beschleunigten fuhr Alfons einfach weg. Ich konnte nicht hinter ihm bleiben. Wir versuchten es erneut zweimal und es änderte sich nichts. Er war einfach schneller. Darauf haben wir diesen Versuch abgebrochen und er fuhr mir auf und davon … Die daraus entstandenen Rundenzeiten waren natürlich eine Katastrophe! Ich war Viertletzter und das vor meinem Hauptsponsor ASS, die auf der Haupttribüne saßen. Alfons kam nach dem Training zu mir und erkundigte sich, ob ich Probleme hatte. Ich steh auf Vollgas und du fährst weg, das ist mein Problem! Daraufhin öffneten wir die Motorhaube und Alfons stellte fest, dass das Gasseil „durchgerutscht“ ist und ich nur mit „dreiviertel Gasstellung“ vermeintlich „Vollgas“ gefahren bin … obwohl meine beiden „Kandidaten“ Helmut mit 18 jährigem Sohn Jürgen dies vorher „überprüft“ hatten …  Rudi, wo bist du….?! Egal, dann fahr ich halt von hinten wieder vor (wie`78 – nach „Feindkontakt“ auf Platz 3 liegend ins AUS – auf Platz 14 zurück auf die Strecke … mit „Messer im Maul“ durchs Feld auf Platz 4 im Ziel!! … genau so hab ich mir dies auch für das Rennen vorgestellt … Mit dieser Einstellung ging es am Sonntag in den Vorstart. Schade nur, dass es zu regnen anfing (Obwohl ich Regenrennen liebe) und laut Motorsportgesetz nur ein bestimmter prozentualer Anteil des Starterfeldes auf die Rennstrecke durfte. Ich hatte die „Arschloch-Karte“, denn genau vor mir ging das letzte Fahrzeug auf die Strecke. Und dann war Schluss!
Meine Gefühle möchte ich hier gar nicht zum Ausdruck bringen …

Daraufhin beschloss ich, (aufgrund fehlender Mechaniker) mich auf Bergrennen zu konzentrieren, da dort, wie bei meinen früheren Slalomrennen, kein so großer mechanischer Aufwand erforderlich war. Nachdem uns der Alfons in Gaimersheim ein spezielles Berggetriebe einbaute waren wir startklar! Also fuhren mein Butz’l und ich allein mit dem Audi 80 GTE auf dem Hänger Ende April zum Krähberg-Rennen zu einem Deutschen Meisterschaftslauf. Es war wie in den guten alten Zeiten zur Deutschen Slalom-Meisterschaft ’76! Beim Trainingslauf ging alles gut, da ich den Motor auch nie an die maximalen 8000 U/min gedreht habe. Beim ersten Wertungslauf ging es dann zur Sache und ich drehte am Start den Motor voll aus. Als ich in den zweiten Gang schalten wollte sperrte das Getriebe und der Gang ging nicht rein. Beim vierten Versuch, als die Drehzahl abfiel, hat es dann geklappt und ich „prügelte“ das Auto den Berg hoch. Da ich am Start ca. 2 Sekunden verlor belegte ich trotzdem einen mittleren Platz! (2 Sekunden sind eine „riesen Welt“ – dabei geht’s um Zehntel, Hundertstel und Tausendstel). In der Pause zum 2. Lauf testete ich den Start auf einer kurzen Strecke im Fahrerlager. Nach mehrmaligen Versuchen erkannte ich, dass ich den Motor nur bis 7000 U/min drehen darf um den zweiten Gang einlegen zu können. Ich setzte das beim Start zum 2. Lauf um und es klappte! Da beide Läufe zusammengezählt werden wollte ich natürlich mit Gewalt und Messer im Maul eine absolute Topzeit „rausquetschen“. Beim 1. Lauf fiel mir schon auf … da kam eine „Doppel Linkskurve“, 3-4 Kurven vor dem Ziel, … die ich im 2. Gang „voll durchhämmerte“ und dabei dachte: des kannt mit „Arsch zusammen zwicken“ auch im 3. gehen … Ich war im 2. Lauf mega schnell und hämmerte mit einer Topzeit den Berg hoch …, „zauberte“ das Auto auch „neben“ der Teerstraße um die Ecken … bis zur besagten „Doppel Links“ … Blitzschnell, schoss es mir durch den Kopf, … 3. … doch den sicheren 2. … nein, 3. Gang … erste „Ecke“ ging gut … aber Anfahrt 2. Links übersteuerte mein Audi übers rechte Vorderrad ca. 1 Handfläche neben der Teerstraße … in das nasse Laub und ab ging’s in Richtung Baum. Ich sah den Baum auf mich zufliegen … Scheißdreck – ein brutaler Schlag … die „Fahrzeug Schnauze“ schlug knapp vor dem Baum in das Wurzelwerk. Durch die hohe Wucht schleuderte es mich wieder zurück, drehte mich in der Luft und schlug erneut mit dem Heck ein … „Auto war wie Banane!„ Totalschaden! … aber ein „unheimliches Glück – was mich dabei beschützte….DANKE MEIN LEBEN!!!

Nach dem Rennen lieferten wir den „Schrott“ bei der Firma Alfons Hohenester ab. Ich erklärte Alfons das technische Handicap, hatte aber keine Erklärung dafür. Nach einer Woche rief mich Alfons an und entschuldigte sich: Charly, wir haben vergessen die „Gleitsteine“ der Schaltung im Getriebe zu justieren. Der Gang konnte dadurch bei max. Drehzahl nicht reingehen! Drei mal Ausfall durch Technische Ursachen und beim 3. kam noch meine eigene Blödheit dazu!!!! Denn der BERG verzeiht keine auch noch so kleine Fehler … und dadurch kamen im Vergleich zu anderen Rennserien außer der „alten F1“ – viele Piloten ums Leben.

Mein „frecher – risikobereiter Fahrstil“ – um an die „schmalen Grenzen des noch Machbaren“ zu gelangen > machte mich auf der Rundstrecke „Sauschnell“ … – ist am Berg aber lebensgefährlich

Noch ein sehr schöner Moment „zum Schluss “: Einer von „DENEN „die weiterhin an mich glaubten war Hohenester Sport!!! … mein Selbstvertrauen war nach den letzten 3 Rennen sehr „stark angekratzt“!!!! Eines Tages kam ein Anruf von Alfons Hoheneste: Servus Charly, pack dein Helm ein…wir fahrn zum 24h Rennen am Nürburgring … Super Alfons, hob aber mein Helm „auf`n Nagel“ gehängt und außerdem sehe ich nachts nix mehr …“Wurscht“ dann fahrst halt nur am Tag….(dann kam die „Große Ausrede“!) … hab sehr viel Arbeit um die Ohren … bin überhaupt nicht fit (was ja auch stimmte) Danke für dein Vertrauen … aber es geht nicht u.s.w … Nach dem Gespräch dachte ich „welch eine Ehre“ … ich im „Werksauto“ von HOHENESTER SPORT … Wau … Doch mein Selbstvertrauen ein Auto im „Rennmodus“ zu bewegen – kam erst wieder mit den Fahrzeugen aus meiner Porsche > Box zurück!

Aus heutiger Sicht eine intuitive gute Entscheidung, da ich von meiner Sehbehinderung mit zunehmender Erblindung noch nichts wusste, aber 10 Jahre später durch Prof. Zrenner mir bekannt gegeben wurde. (s.h. Vorberichte…)

09.03.2018